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reihe: netz.kunst teil
1 - von
neuen und alten medien | |
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Unter Netz.Kunst verstehe ich nicht Kunst, die einfach im Internet präsentiert wird, sondern Kunst, die mit den besonderen Eigenschaften des Internets als ihr eigenes Medium arbeitet. Es wird heute überall von Cyberspace geschprochen. Ich möchte aber über Cyber-time diskutieren, und Text-Performance als Netz.Kunst behandeln. Ich will zwei verschiedene Projekte vorstellen, nämlich Worst Case Scenarios (zu Deutsch, Katastrophen Szenarien), und The Plaintext Players. | |
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Worst Case Scenarios (http://www.users.interport.net/~xaf/wcs/index.html)
ist eine Sammlung von Kurzgeschichten - man könnte auch Prosa-Gedichte
sagen - die für das Internet konzipiert wurden. Ich habe sie auf Englisch
geschrieben, aber es gibt auch eine französische Übersetzung, und eine
deutsche Fassung (http://www.uiowa.edu/~virtualh/wcsgv/).
Eine von den Geschichten heißt Kreuzung, oder Crossroads (http://www.users.interport.net/~xaf/wcs/cmp/crossr.html).
So sehen die Geschichten in dieser graphischen Version aus: blast5drama
(http://www.users.interport.net/~xaf/drama.html).
Nachdem ich Crossroads geschrieben hatte, war es als erste Verbindung bzw.
Hyper-Link, für das kollaborative Künstlerprojekt blast5drama gewählt
worden. In dieser graphischen Darstellung von Crossroads sieht man, wie im
Laufe eines Jahres viele andere Internet Künstler und Künstlerinnen mit
Crossroads ihre Links gesetzt haben, die zu deren eigenen verwandten
blast-Projekten führten. | |
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Mein zweistes Beispiel ist eine radikall experimentelle Form von
Performance-Kunst auf dem Internet und zugleich extrem low-tech. Die
Plaintext Players (http://www.sva.edu/alumni/forger/plaintext/frames.html)
sind eine Gruppe experimentelle Künstler und Künstlerinnen, und
Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die improvisatorisches Theater
live und online aufführen. Die Performance ist ausschliesslich textuell;
was aufgeführt wird, ist eine dramatische Erzählung im Prozess ihres
Geschriebenwerdens. Jeder der halb-dutzend Plaintext Players loggen sich,
von wo auch immer sie sein mögen (im Realen-Leben sind wir über die ganzen
Vereinigten Staaten verteilt - und jetzt bin ich in München) in einen
gemeinschaftlichen Raum für textuelle Kommunikation, der MOO genannt wird,
ein. Dialog, Szenerie und Handlung werden von den Spielern mit der
Tastatur als Text eingegeben, dabei besteht eine lockere Führung, durch
den sogenannten Digital Director. Das eingeloggte Publikum erlebt die
Performance als einen langsam unregelmässig vom Boden zum Kopf des
Benutzerbildschirms sich entwickelnden Text. Der Akt des Schreibens wird
live aufgeführt. Für Spieler wie Publikum, kann die Performance ein
psychologisch wie ästhetisch bannendes Erlebnis sein, zudem auch extrem
komisch. Unsere Zuschauer können sich entweder beim MOO Theater einloggen
oder zu einer Kunst Galerie kommen, wenn wir dort die Performance live
beamen. Bei den original Performances ist der Text schwarz auf weiss. Was
Sie dort auf der Webseite sehen ist überarbeitet worden. Auf der linken
Seite sehen Sie eine Liste einige unserer Performances. Wir wählen
normalerweise ein Drama wie Hamlet, dessen Handlung allgemein bekannt ist,
und das eine lockere Struktur für unsere Improvisationen liefert. Der
Weiße Wal, den wir auf der letzten Biennale in Venedig aufgeführt haben,
basierte auf Moby Dick. Unsere Aufführung für Documenta X war eine Version
des Orpheus Mythos. Im Dezember hoffe ich, eine Performance der Geburt
Christi zu leiten. Ich weiss noch nicht, ob wir sie auch in München live
Beamen werden--aber das möchten wir gerne machen. Die technischen
Möglichkeiten und Grenzen dieses neuen Genres sind vielfach. Die
technische Seite ist sowohl sehr wichtig als auch sehr sichtbar. Es ist
etwa so wie beim japanischen Joruri Theater: man sieht auf der Bühne die
Puppen und die Puppenmeister. Wir sehen das nicht als einen Nachteil,
sondern als Teil des Genres. Plaintext Players: Screen shots Orpheus http://www.%20sva.edu/alumni/forger/plaintext/doc/SO2.html
(oder klicken Sie auf der Orpheus Maske und dann auf Silent
Orpheus-Transcript) Eine Art von Text-Bühne waren für unsere Performance
von Orpheus programmiert. Hier sehen Sie den Text in drei Spalten. Die
linke repräsentiert die Erde; rechts war die Hölle, and in der Mitte waren
die Tore der Hölle. Im Prolog begrüßt der Digital.Director die Zuschauer
und beschreibt, was Sie zu erwarten haben. Er erklärt die drei
Örtlichkeiten: links die Erde, rechts die Hölle, und in der Mitte, die
Tore der Hölle. (Rollen Sie hinunter bis Orpheus sagt, "It just goes on
and on.² Diese Textbühne war ein technisches Meisterstück der
Programmierkunst. | |
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Ich habe gesagt, daß ich zur Maske zurückkommen würde. Die
Maske habe ich aus Manuskriptseiten der Worst Case Scenarios gemacht. Sie
besteht aus den Fragmenten der ursprünglichen Fassung, einigen
Veränderungen, meinen Versuchen mit der französichen Übersetzung und aus
Zeilen der Handschrift eines der französiche Übersetzer. Die Maske habe
ich in einer Galerie bei der Performance getragen. Ich habe auch davon ein
Bild gemacht, das nicht auf der Web sondern nur in Real-Life zu sehen ist.
Das Bild ist nicht mit einer Kamera gemacht, sondern ist in einer
Live-Aktion mit einem Scanner entstanden. Die Maske zeigt den Menschen als
Text. Ich betrachte es als ein Selbstbildnis. marlena corcoran (die autorin ist künstlerin und theoretikerin, c.s.) | |
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