%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="65001"%>
[Präsentation als pdf-download, Stand: Feb 2010]
Der vorliegende Projektentwurf entwirft ein unsichtbares Denkmal zur deutschen Wiedervereinigung, das für jedermann erfahrbar und verständlich ist, das Emotionen weckt und zum Nachdenken animiert. Der Ort ist ein ca. 300m langer Autobahnabschnitt über einen ehemaligen innerdeutschen Grenzübergang.
Das Auto fährt mit gleichmäßiger Geschwindigkeit. Als es die ehemalige Grenze
zwischen den beiden deutschen Staaten passiert, ertönen plötzlich im Fahrzeug die
ersten Takte der deutschen Nationalhymne – der Ex-DDR-Hymne von der einen Richtung
kommend, der bundesdeutschen von der anderen.
Doch sind es keine Klänge aus dem Radio oder von einer äußeren Geräuschquelle –
die Töne werden vom Auto selbst erzeugt. Durch das Rollen auf dem Straßenbelag
werden feine Vibrationen über die Karosserie ins Innere übertragen. Die ehemalige Grenzsituation wird im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“.
In dieser überraschenden Grenzerfahrung verschmelzen zwei urdeutsche Aspekte - nämlich Musik und Technik - zu einem Gesamtkunstwerk. Der Stolz auf die musikalische Tradition und das nicht minder ausgeprägte Selbstbewusstsein im Bereich des Automobilbaus führen zu einer höheren Einheit, in der sich die beiden Eigenschaften gegenseitig bedingen und befruchten. Die Themen der deutschen Einheit und der (Wieder-)Vereinigung, wie auch der individuellen, sozialen bzw. ökonomischen Freiheit sind im Konzept dieses Kunstwerks tief verwurzelt.
Unwillkürlich wird jede Person beim Erklingen der Nationalhymne in einen außerordentlichen Gemütszustand versetzt. Etwas Bedeutendes,
Erhabenes muss vorliegen, wenn Haydns Deutschlandlied ertönt. Positive und negative Erinnerungen dagegen werden wach beim Einsetzen von Hanns Eislers komponierter Hymne. In diesem Augenblick wird der Autofahrer gewahr, dass er gerade die ehemalige
deutsch-deutsche Grenze überfahren hat. Geschichte wird so durch eigenes unbewusstes Zutun für einen kurzen Moment unausweichlich
in den Vordergrund des Bewusstseins gerückt.
Die Singende Autobahn ist das unsichtbare Denkmal für die deutsche Einheit.
Ort: Autobahnabschnitt an einem ehemaligen innerdeutschen Grenzübergang (idealerweise A2- Helmstedt/Marienborn).
Zeit: Pressevorbesichtigung am Tag der Deutschen Einheit, bzw. am Tag zuvor: 2./3. Oktober.
Technik: Auf jeweils einer Fahrspur wird eine Fahrbahnbeschichtung auf den Radrollspuren (Breite jeweils 60cm) auf einer Länge von ca. 150-200m aufgebracht.
Aufbringung des Belags: es müssen ca. 5 Tage kalkuliert werden.
Abnutzung: Es kann von einer Haltbarkeit von 10 Jahren ausgegangen werden.
Vermittlung: Hinweise durch Strassenbeschilderung, GPS Bilder und Texte an dem Infocenter der Gedenkstätte, Nationale und Internationale PR Arbeit, Website, soziale Netzwerke etc.
Kosten: ca. 150.000 €
Aktueller Stand des Projekts (Nov 2010): Dem Antrag beim Bundesverkehrsministerium (BMVBS) konnte mit dem Hinweis auf Sicherheitsbedenken nicht stattgegeben werden. Eine modifizierte Planung, die diesen Bedenken Rechnung trägt, ist vorgestellt worden.
Julia Kissina ist Künstlerin und Autorin. Sie unterrichtet im Bereich Neue Medien an der Hochschule für Kunst und Gestaltung in Karlsruhe. Internationale Bekanntheit erfuhr sie durch ihre Fotografien und Performances. Kissina erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, u.a. Jürgen-Ponto-Stiftung , der Gisela und Erwin von Steiner Stiftung sowie vom DAAD. Lebt in Berlin.
Peter Paul Fischer arbeitet seit dem Jahr 2000 als selbständiger Lichtgestalter und Lichtkünstler mit Sitz in Köln. Zuvor war er lange Zeit als Experte für zeitgenössische Kunst in den Auktionshäusern Sotheby‘s London und Kunsthaus Lempertz in Köln tätig. Als Atelier- und Projektleiter bei dem Frankfurter Künstler Thomas Emde führte er Ende der 90er Jahre zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte durch.
Kuratiert und produziert von Christian Schoen.
Unter der Schirmherrschaft des Kultusministers des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz.